eine Einordnung
(ts) 2. Februar 2025 – Trumps Regime entfernt die New York Times aus dem Pressebüro. Nicht nur die Times, auch National Public Radio, NBC News (gehört Comcast Corp) und Politico.
Außerdem erhalten private Influencer, wie etwa Joe Rogan, erstmals Presseausweise. Damit werden klassische Medien in ihrer geschwächt und die „Legacy Media“ oder auch „Main Stream Media“ (MSM), wie ihre Kritiker sie gern nennen, einem deutlich verstärkten Konkurrenzdruck durch Internet und social media ausgesetzt.
Der Vorgang ist bisher einmalig, er bricht mit Traditionen. Wer kommt in die Pressebüros, die die Oppositionspresse räumt? Die NY Post. Für deutsche Leser, das ist etwa wie eine Mischung aus „BILD“ und „Focus“, eher konservativ, teilweise populistisch, sensationalistisch und nicht immer völlig korrekt. Es wird aber niemand bestreiten, dass es sich bei der New York Post um Journalisten im klassischen Sinne handelt.
JEDOCH.
Die andern „Neuen“ sind: One America News Network (OANN), HuffPost, Breitbart. Und das, liebes Publikum, ist eine andere Hausnummer. Diese Medien sind ausnahmslos das, was ich in meiner ganz persönlichen, eigenen und freien Meinung als eher unseriös bezeichnen würde. „Breitbart“ ist eine Plattform, die von Andrew Breitbart gegründet wurde, mit einem neuen, von Beginn an populistischen Touch. Die Plattform fällt immer wieder durch Verschwörungstheorien auf und treibt offen Propaganda, die eben häufig nicht gekennzeichnet ist.

Das One America News Network war auch immer wieder in der Kritik. Die Show „Last Week Tonight“ des britisch-amerikanischen Talkmasters John Oliver hatte etliche der journalistischen Patzer, Enten und Propaganda-Fälle des OANN in einem eigenen Themenbeitrag behandelt.
Die „HuffPost“, vormals „Huffington Post“, wurde als eher politisch links ausgerichtetes Medium ebenfalls von Andrew Breitbart gegründet. Das gehörte zu dessen Strategie, die Extreme des politischen Diskurses zu bearbeiten, um so eine Gesamtsteuerung und größere Kontrolle über das Meinungsfeld zu haben. Sein Nachfolger Steven Bannon leitete das Medium nach ihm und verhalf mit seinem beträchtlichen öffentlichen Einfluss Donald Trump zu dessen ersten Wahlsieg.
Die HuffPost hatte von Anfang an niedrige journalistische Standards, unter anderem ließ sie auch eine Vielzahl unqualifizierter, freier Journalisten Artikel schreiben, häufig ohne Honorar, was ihr als reine Online Zeitung half, extrem schnell zu wachsen. Später erhielt das Unternehmen eine Neuausrichtung und setzte auf eher professionellen Journalismus, doch bleibt ein populärer und populistischer Touch, sowie eine sensationalistische Aufmachung.
Kurz, die journalistische Ausrichtung der zweiten Regierung Trump wird
- populistisch und / oder konservativ
- journalistisch von niederem Anspruch und geringerer Qualität
- reißerisch
- internet-lastig
In Europa wurde der Vorgang wenig beachtet, möglicherweise auch, weil die rechtskonservativen oder ultra-konservativen US-Medien bisher als skurrile Nischenmedien gesehen wurden.
Dies ändert sich jetzt: Aussagen und Interview aus dem Weißen Haus werden, wenn populistische Medien sie exklusiv oder zuerst berichten, eben berücksichtigt werden müssen.
Da die Politik Donald Trumps in dessen zweiter Amtszeit selbst die Tendenz aufweist, immer wieder überraschend und zum Teil auch erschreckend zu sein, sind die neuen Medienpartner vielleicht Trumps natürliche Allianz. Auch bleibt ein Faktum ein Faktum, wenn Populisten berichten, was Trump sagt und tut, ist dies noch keine Verfälschung. Wer Propaganda berichtet, ist deswegen nicht selbst ein Propagandist. Mehr noch, das weiße Haus berichtet von der Absicht, ein rotierendes Verfahren zu nutzen und die entsprechenden Pressebüros mit wechselnden Pressepartnern besetzen zu wollen.
Doch die Auswahl und die geradezu extreme Ausrichtung der zuerst Erwählten ist geeignet, Branchenkennern und auch Politik-Interessierten ernsthafte Sorgen zu bereiten. Eine staatliche Kontrolle der Medien ist dies noch nicht, aber ein eindeutiges Bekenntnis zu einem Lobbyjournalismus und zu einer kritikbefreiten Einseitigkeit. Eine Regierung, die solche Medien als ihre Partner betrachtet, hält nicht viel von freier Meinungsäußerung – und umso mehr von staatlich gelenkter Hofberichterstattung.
Und die ist, quer durch die Weltgeschichte, langfristig immer schädlich fürs eigene Land. Niemandem tut es gut, ständig belogen zu werden.
Quellen: